Das Bundeskriminalamt hat am heutigen Dienstag Durchsuchungen bei vier mutmaßlichen Mitgliedern der Online-Gruppe „Schweinetreff“ vollzogen. Zwei davon seien Jugendliche. Die Beschuldigten und ein jugendlicher Zeuge waren Ziel der Maßnahmen in Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt.
Den Betroffenen werfen die Strafverfolger vor, Mitglieder einer kriminellen Vereinigung zum Zweck bundesweiter Bombendrohungen zu sein. Bei den Durchsuchungen haben die Ermittler zahlreiche elektronische Geräte und Speichermedien sichergestellt, schreibt die zuständige Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main – Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT).
Die Beamten erklären, dass sie den mutmaßlichen Täter vorwerfen, „als Teil einer überregional agierenden Tätergruppierung für hunderte Drohmails mit vorgetäuschten bundesweiten Bombendrohungen gegen Schulen, Hauptbahnhöfen, Einkaufszentren und andere städtische sowie öffentliche Einrichtungen verantwortlich zu sein“. Die Drohungen hätten hunderte Polizeieinsätze ausgelöst. „Auch wenn sich Drohungen als Falschmeldung herausstellen, werden sie grundsätzlich ernst genommen und jeder Einzelfall geprüft.“
In solchen Fällen räumen und evakuieren die Polizeibehörden betroffene Gebäude, sperren weite Teile des öffentlichen Raumes ab oder unterbrechen den öffentlichen Personennah- und -Fernverkehr. Auch, wenn keine Bomben gezündet wurden, kam es deutschlandweit bei den ausgelösten Evakuierungen zu einem Sachschaden im fünfstelligen Euro-Bereich. Die Strafermittler verweisen auch auf die psychologischen Auswirkungen davon etwa bei Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften. Zudem bestehe die Gefahr, dass aufgrund der vorgetäuschten Fälle solche untergehen, die eine reale Gefahr darstellen.
Die Tätergruppe habe sich rein virtuell zusammengefunden und in einer geschlossenen Messenger-Gruppe mit der Bezeichnung „Schweinetreff“ kommuniziert. Ziel sei gewesen, den „öffentlichen Frieden unter Androhung von Straftaten zum Nachteil von Leib und Leben“ zu stören, größtmögliche Einsätze auszulösen und auch größtmögliche Verunsicherung in der Bevölkerung zu stiften – um sich an der Reaktion und Aufmerksam „zu erfreuen“. Zu Verstärkung nannten die Drohmails auch islamistische Absichten und Bezüge. Die Ermittlungen führten jedoch zu keinen Belegen für religiös motivierte Taten.
Die „Schweinetreff“-Mitglieder waren auch in Österreich aktiv. Auch dort waren Evakuierungsmaßnahmen nötig, die hohen wirtschaftlichen Schaden erzeugt hätten. Bei der Zusammenarbeit der österreichischen und deutschen Ermittler haben diese demnach umfassende Beweise gesichert und Erkenntnisse zu den mutmaßlichen Tätern und ihrer Vernetzung gewonnen. Die führten schließlich zur Identifizierung der vier Beschuldigten aus Deutschland.
„Online begangene Straftaten bleiben nicht folgenlos, denn Täter haben jederzeit mit einer konsequenten Strafverfolgung zu rechnen“, schließen BKA und ZIT. Zuletzt gingen sie etwa vor einem Jahr gemeinsam etwa gegen systematisches Cybermobbing und Cyberstalking vor. Die damals im Visier der Ermittler stehende Online-Gruppierung nannte sich „New World Order“ (NWO).
(
Sie haben heise+ bereits abonniert? Hier anmelden.
Oder benötigen Sie mehr Informationen zum heise+ Abo