Der Mobilfunkanbieter Vodafone hat ein Spam-Warnsystem eingeführt, mit dem Handynutzer vor Telefon-Abzocke geschützt werden sollen. Bekommt ein Vodafone-Kunde einen Anruf von einer dubiosen Nummer, so erscheint ab sofort die Anzeige "Vorsicht: Betrug möglich!" auf seinem Smartphone-Display, wie das Unternehmen in Düsseldorf mitteilte.

Der Kunde kann den Anruf zwar weiterhin annehmen, ist durch die Anzeige auf dem Display aber gewarnt. "Der Spam-Warner sensibilisiert Mobilfunkkunden im Vodafone-Netz und schützt sie wirksam vor belästigenden und gefährlichen Anrufen", sagt der Innovationschef von Vodafone Deutschland, Michael Reinartz. "Er ist ab sofort automatisch aktiv." Auch bei Kunden anderer Mobilfunkfirmen, die das Vodafone-Netz nutzen, etwa Freenet, soll besagte Warnung angezeigt werden.

Bei dem Warnsystem greift Vodafone auf einen ständig aktualisierten Datenpool zurück, in dem fragwürdige Telefonnummern hinterlegt sind. Es sind etwa Hotlines, die aufdringlich Produkte und Dienstleistungen bewerben, obwohl sie die für den Anruf nötige Einwilligung des Verbrauchers gar nicht haben. Auch reine Kriminelle sind unter den Anrufern, die in dem Gespräch persönliche Daten erfahren oder unter fadenscheinigen Gründen Geld haben wollen.

Einen Anspruch auf Vollständigkeit hat die Betrugsnummern-Datenbank von Vodafone allerdings nicht – da Betrüger häufig die Nummer wechseln, kann es auch künftig sein, dass ein Anruf von ihnen keinen Betrugshinweis auslöst und die Vodafone-Kunden nicht gewarnt sind.

Ganz neu ist so ein System nicht, bei Samsung-Smartphones können Nutzer entsprechende Warnungen aktivieren. Hat ein Vodafone-Kunde ein Samsung-Handy und die entsprechende Funktion aktiviert, bekommt er nur die Samsung-Hinweise und nicht die von Vodafone. Die beiden Systeme greifen auf unterschiedliche Datenpools zurück.

Der Telekommunikationskonzern empfiehlt den Kundinnen und Kunden, im Umgang mit neuen Nummern auf dem Display generell wachsam zu sein, vor allem wenn sie ausländische Vorwahlen haben. Wenn es nur kurz klingelt und der Vodafone-Kunde dann aus Neugier zurückruft, kann es teuer werden. Außerdem sollten keine persönlichen Daten preisgegeben werden, etwa wenn Anrufer solche Daten wegen angeblicher Gewinnspiele oder Umfragen einfordern. Zudem warnt Vodafone davor, dass die Angerufenen über Tastendrücken teure Abos auslösen könnten.

Und was machen die Wettbewerber von Vodafone? Die Deutsche Telekom teilt mit, dass ihre amerikanische Tochter T-Mobile US bereits Anti-Scam-Services einsetze (Scam heißt Betrug). "Für Deutschland denkt das Unternehmen darüber nach", sagt ein Firmensprecher. "So könnte der SMS-Firewall in absehbarer Zeit auch eine Scam-Firewall folgen." Bei O2 Telefónica ist es ähnlich. Man arbeite an eigenen Maßnahmen, um Kundinnen und Kunden vor betrügerischen Anrufen zu warnen, sagt ein O2-Sprecher.

Bei unterdrückten Telefonnummern kann der Spam-Warner vermutlich nicht warnen. Bei einer aktuellen Betrugsmasche mit angeblich hohen anstehenden Paypal-Zahlungen senden die Täter schlicht keine Telefonnummer mit. Sind die Warnungen zu weit gefasst und warnen vor allen Anrufen von Unbekannten, könnten Interessierte die Funktion rasch als unpraktisch empfinden und die Warnungen ignorieren. Der Effekt ist von Virenscannern bekannt, die in der Internet-Frühzeit mit einer hohen Anzahl von Fehlalarmen Nutzerinnen und Nutzer am Ende zu potenziell gefährlichem Verhalten verleiteten.

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(Ursprünglich geschrieben von Heise)