Die Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe hat Anklage gegen einen Cyberkriminellen erhoben. Der Mann soll Cyberattacken auf zahlreiche deutsche Unternehmen und Institutionen verübt und Lösegeld erpresst haben. Das berichtete Spiegel Online am Montag.
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Der 45-jährige Tatverdächtige war nach mehrjährigen internationalen Ermittlungen des Landeskriminalamts Baden-Württemberg im Juni vergangenen Jahres in Zusammenarbeit mit den slowakischen Behörden in Bratislava verhaftet und im September nach Deutschland ausgeliefert worden. Nach Angaben der Strafverfolger steht der Mann im Verdacht, im Jahr 2019 die Daten von 22 deutschen Firmen und Einrichtungen mit Schadsoftware verschlüsselt und Lösegeld für die Freigabe gefordert zu haben. Zu den Betroffenen der Cyberangriffe gehörten u. a. das Württembergische Staatstheater Stuttgart sowie mehrere Hersteller von medizinischen Produkten. Durch die Datenverschlüsselung und den Systemausfall entstand ein geschätzter wirtschaftlicher Schaden von über 2,4 Millionen Euro.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem mutmaßlichen Cyberkriminellen unter anderem banden- und gewerbsmäßigen Computerbetrug vor. Der aus der Ukraine stammende Mann gehört nach Angaben der Ermittler der weltweit agierenden Cybercrime-Gruppe "GandCrab" an, die mit Verschlüsselungsangriffen Geld von ihren Opfern erpresst hat. Der weltweit entstandene wirtschaftliche Schaden durch die Gruppierung wird auf mehr als 100 Millionen Euro geschätzt.
Die Ransomware GandCrab befiel seit 2018 unzählige Windowsrechner weltweit. Die Malware lauerte unter anderem hinter Fake-Software-Cracks und in gefälschten Bewerbungsmails. Zudem versuchte der Erpressungstrojaner, sich durch verschiedene Sicherheitslücken zu fressen. Anfang Juni 2019 gaben die Entwickler der Schadsoftware deren Ende bekannt. Nach eigenen verdienten sie pro Woche 2,5 Millionen US-Dollar. Abgelöst wurde GandCrab mutmaßlich von der Malware "Revil".
