Dies ist das Transkript der ersten Folge des neuen Podcasts "Darknet Diaries auf Deutsch". Im Englischen Original von Jack Rhysider trägt diese Episode den Namen "Kill List".
Die deutsche Produktion verantworten Isabel Grünewald und Marko Pauli von heise online. Der Podcast erscheint ab sofort alle zwei Wochen auf allen gängigen Podcast-Plattformen und kann hier abonniert werden.
JACK: Ich habe früher in Las Vegas gelebt und gearbeitet. Was für eine Stadt das ist! Ich bin so froh, dass ich da weg bin. Es kam mir vor, als hätte ich so ne Art magisches Loch in der Tasche - unflickbar quasi. Wie auch immer, ich habe eines Tages Craps gespielt. Das ist so'n eigentlich recht einfaches Glücksspiel mit zwei Würfeln an nem großen Tisch. Ein gebrechlicher, alter Mann kam dazu und spielte mit, und seine Einsätze waren hoch. Er warf mit seinem Geld nur so um sich, und hatte, würde ich sagen, ne gute Zeit. Ich hab die Würfel geworfen, und er hat mit meinen Würfen Geld verdient. Er mochte mich also, und wir kamen ins Gespräch. Aber da war dieser Typ hinter ihm, ein großer Kerl, kein Muskelprotz, aber einer, der wahrscheinlich Cheeseburger liebt, wenn ihr versteht, was ich meine. Und ich fragte ihn: „Na, willst du nicht mitmachen? Ich habe gerade ne Glückssträhne.“ Er sagte nichts.
Der alte Mann dreht sich zu mir und sagt: „Ach, beachte ihn nicht. Er ist mein Bodyguard.“ Ich: „Ach, wirklich? Das ist dein Bodyguard?“ Dann erzählte er mir was, das mich überraschte, er sagte: „Ja, aber ich bezahle ihn eigentlich nicht dafür, mich zu beschützen, sollte es wirklich zu ner Schlägerei kommen.“ Und ich sagte: „Was? Du bezahlst ihn nicht, um dich aus irgendwelchen Schwierigkeiten zu befreien?“ „Nein, nein. Ich kann mir so einen Bodyguard nicht leisten. Dieser Typ steht einfach nur neben mir. Und wenn etwas passiert, weiß er, dass er nicht eingreifen muss.“ Ich sagte: „Wow, warte mal. Warum bezahlst du jemanden dafür, neben dir zu stehen?“ Er sagte: „Um mein Bodyguard zu sein.“ Ich sagte: „Nein, aber er beschützt dich doch gar nicht.“ Der alte Mann sagte: „Ja, aber das weiß ja niemand. Jeder sieht ihn neben mir, und niemand legt sich mit mir an, weil er da ist.“ Ich fragte: „Funktioniert das?“ Er: „Ja. Ich bin noch nicht ausgeraubt worden.“
JACK: Ich glaube, es war – Mann, ist jetzt bestimmt jetzt schon sieben Jahre her, dass mir gesagt wurde, ich müsse Chris Monteiro in die Sendung holen und davon erzählen, was er rausgefunden hat. Ich bin ihm dann natürlich in seine DMs gerutscht, hab mich cool verhalten und so getan, als ob ich eigentlich nichts weiß: „Hey Chris, hab ich geschrieben, ich habe gehört, du steckst tief im Web.“ Er zurück: „Ich kann nicht darüber reden. Ist gerade zu heikel.“ [Musik] Ich also: „Okay.“ N' paar Jahr später hab ich nachgehakt, aber auch da wollte er nicht reden. Er sagte: „Nein, ich bin damit durch. Ich habe das hinter mir gelassen.“ Dann, vielleicht zwei Jahre später, habe ich nochmals nachgefragt. Diesmal sagte er: „Die Polizei ermittelt. Wir müssen warten.“ Später sagte er mir bei einem weiteren Versuch, dass er bedroht würde und sich bedeckt halten muss. Es ist einfach eine dieser Geschichten, bei denen ich mit der Zeit immer neugieriger werde, und ich habe wirklich gehofft, dass ich eines Tages mit ihm reden könnte. Jetzt, nach sieben Jahren des Wartens, ist Chris Monteiro bereit zu reden, und ich kann's kaum erwarten, endlich zu hören, was er im tiefen, dunklen Web gefunden hat.