Elon Musk glaubt, die Zukunft der Menschheit liege auf dem Mars. Das britische Unternehmen Deep hingegen sieht sie im Meer. Dafür entwickelt Deep mehrere Habitate, in denen Menschen 200 Meter unter der Meeresoberfläche leben können. Getestet werden sie künftig in einem 80 Meter tiefen See in einem stillgelegten Steinbruch in der Grafschaft Gloucestershire, nahe der Grenze zu Wales.
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Starten will Deep mit dem Modul Vanguard, in dem drei Menschen Platz finden sollen. Gedacht ist es als unterseeische Basis für Taucher, etwa für Expeditionen oder auch für Rettungsmissionen wie bei der im vergangenen Jahr gesunkenen Superyacht Bayesian des britischen Unternehmers Mike Lynch. Wenn die Taucher eine Basis am Meeresgrund haben, dann verlängert sich die Einsatzdauer im Wasser.
Vanguard ist für kürzere Missionen gedacht. Das modulare System Sentinel hingegen soll längere, mehrere Wochen dauernde Aufenthalte in der Tiefe ermöglichen. Ein Sentinel-Segment soll einen Durchmesser von 6 Metern haben, wird also zwei Stockwerke hoch. Es wird aus etwa 3 Meter großen Sektionen bestehen, die beliebig kombiniert werden können.
Gefertigt werden die Module aus einem Spezialstahl in einem additiven Verfahren. Dafür hat Deep kürzlich eine eigene Fertigungssparte gegründet. Zunächst sollen die Roboter Komponenten für Sentinel bauen. Deep Manufacturing plant aber, auch als Auftragsfertiger tätig zu sein.
Um eine Katastrophe wie den Untergang des Tauchbootes Oceangate im Jahr 2023 zu verhindern, arbeitet Deep nach eigenen Angaben mit der norwegischen Klassifikationsgesellschaft Det Norske Veritas (DNV) zusammen. Diese soll den Design- und Herstellungsprozess begleiten, um die Sicherheit von Sentinel zu gewährleisten.
Unklar ist, wie Deep finanziert wird. Laut der britischen Tageszeitung The Guardian steckt hinter Deep eine Person, die mehrere hundert Millionen britische Pfund in das Projekt investieren will. Wie viel genau will Deep ebensowenig preisgeben wie die Identität des Finanziers.
Deeps Unterwasserhabitat ist nicht das erste: Der französische Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau etwa baute in den 1960er Jahren drei Unterwasserhabitate mit der Bezeichnung Conshelf, zwei im Mittelmeer und eines im Roten Meer. Die US-Wetter- und Ozeanografiebehörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) errichtete 1986 die Unterwasserstation Aquarius Reef Base vor Key Largo im US-Bundesstaat Florida in knapp 20 Metern Tiefe. Sie wird inzwischen von der Florida International University betrieben und unter anderem von der US-Raumfahrtbehörde NASA zu Trainingszwecken genutzt.
Deeps Ziel sei, "für immer im Meer zu leben. Dauerhaft menschliche Siedlungen in allen Ozeanen der Welt", sagte Mike Shackleford, Leiter des operativen Geschäfts des Unternehmens, dem Guardian. Das Vanguard-System soll erstmals Anfang auf dieses Jahres zu Wasser gelassen werden. Das erste Sentinel-Habitat soll Ende 2027 so weit sein.
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