Pete Hegseth ist erst wenige Wochen US-Verteidigungsminister, doch das hält ihn nicht von einem Strategiewechsel ab, dessen Auswirkungen erst noch geklärt werden müssen: Das US Cyber Command, die oberste Kommandobehörde für Cyberaktivitäten des US-Militärs, soll keine weiteren Aktivitäten mehr planen, die sich auf Russland beziehen. Dazu wies Hegseth den Behördenchef und US-General Timothy Haugh an. Was genau Hegseths Anordnung umfasst und vor allem, wie sie sich auswirken wird, ist noch völlig unklar.
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Hegseth verhängt den Kurswechsel bis auf Weiteres, wie das US-Medium The Record berichtet und sich dabei auf drei anonyme Insider bezieht. Würde die Anordnung nur Militäreinheiten betreffen, die sich mit elektronischer Kriegsführung mit Russland-Bezug beschäftigen, wären das wenige hundert Personen. Anders sähe es aus, würde es auch um Geheimdienstangehörige, Analysten und Experten für Fähigkeitsentwicklung gehen.
Doch was Hegseth genau ins Auge gefasst hat, weiß er offenbar selbst nicht genau. Jedenfalls soll das Cyber Command jetzt eine "Risikoanalyse" durchführen, die alle gestoppten Projekte auflistet und welche möglichen Gefahren noch weiterhin von Russland ausgehen könnten. Einheiten des Kommandos sind auch in Aktivitäten zur Unterstützung der Ukraine involviert, wo das US-Militär "Defensiv und offensiv" zugunsten des angegriffenen Landes hackt. Gesichert ist laut The Record zumindest, dass sich Hegseths Vorstoß nicht auf Angehörige des Inlandsgeheimdienstes National Security Agency (NSA) bezieht. Dieser beschäftigt sich unter anderem im Bereich der Fernmeldeaufklärung mit Russland.
Wie The Record außerdem schreibt, soll Haugh die Anordnung an Generalmajor Ryan Heritage weitergeleitet haben, Director of Operations im Cyber Command. Heritage, der kurz vor dem Ruhestand steht, kennt alle Missionen des Cyber Commands, weiß, welche sich davon noch in Planung oder schon in der Ausführung befinden. Er würde die Betroffenen auch über den Stopp ihrer Mission informieren. Den Insidern zufolge könnte das auch die Einheit 16th Air Force treffen. Sie ist für digitale Operationen im europäischen Raum zuständig. Auf Anfrage von The Record wollte sich ein Sprecher des Verteidigungsministeriums nicht zu dem Vorgang äußern.
Der Kurs von Hegseth folgt einem Trend, den das US-Magazin Wired noch an anderen Stellen beobachtet hat. Bedrohungen aus Russland verlieren unter der Trump-Administration offenbar an Priorität. Die stellvertretende Ministerin für internationale Cybersicherheit im US-Außenministerium, Liesyl Franz, sagte letzte Woche in einer Rede vor einer Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen, dass die USA über digitale Angriffe aus China und dem Iran besorgt seien, erwähnte Russland aber nicht. Und die Behörde für Cybersicherheit und Infrastruktursicherheit informierte ihre Beschäftigten kürzlich über die Prioritäten: Der Schwerpunkt liege demnach auf China und der Verteidigung der US-Systeme, zu Russland fiel kein Wort.
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