Fünf Monate nach dem Sieg von WhatsApp im Rechtsstreit gegen den Spyware-Hersteller NSO Group hat eine Jury dem Messenger des US-Konzerns Meta fast 168 Millionen US-Dollar (rund 148 Millionen Euro) Schadenersatz zugesprochen. Das berichtet das Gerichtsmagazin Courthouse News Service unter Berufung auf die in Kalifornien getroffene Entscheidung. Demnach besteht die Summe aus fast 445.000 US-Dollar an Entschädigung für die Behebung der Schäden durch die Angriffe des israelischen Unternehmens und mehr als 167 Millionen US-Dollar reinen Schadenersatz. Meta hat die Entscheidung begrüßt und als wichtige Abschreckung gegen die "bösartige Branche" bezeichnet.
In dem Verfahren ging es um den Vorwurf, dass die NSO Group mit der Bereitstellung und Installation der Spionagesoftware Pegasus gegen verschiedene Gesetze verstoßen haben soll, darunter das Bundesgesetz über Computerbetrug und -missbrauch. Meta hatte geklagt, weil bei WhatsApp Anfang 2019 unrechtmäßige Zugriffe auf die eigenen Server festgestellt wurden, über die NSO die Überwachung von 1400 Personen, darunter Journalisten und Journalistinnen sowie Menschenrechtler, ermöglichte. NSO hat immer argumentiert, dass die eigene Arbeit im Auftrag ausländischer Regierungen erfolgt und mit der Spyware Strafverfolgungsbehörden und Nachrichtendienste bei der Verbrechensbekämpfung unterstützt wurden.
Zu Weihnachten hat die zuständige Richterin WhatsApp Recht gegeben, seitdem war nur noch offen, welche Folgen das Urteil für die NSO Group haben würde. Dazu kamen nun vor Gericht Verantwortliche von Meta und NSO sowie Entwickler zu Wort, die die Attacke abgewehrt haben. Laut dem Courthouse News Service hat der Geschäftsführer des israelischen Unternehmens dabei ausgesagt, dass seine Firma in finanziellen Schwierigkeiten steckt und keinen Schadenersatz an Meta würde zahlen können. Zur Jury-Entscheidung habe er sich jetzt nicht geäußert. Der Rechtsstreit ist demnach aber noch nicht abgeschlossen, WhatsApp plant demnach eine dauerhafte Unterlassungsklage, um NSO weitere Angriffe über WhatsApp zu untersagen.
Nach der Entscheidung hat WhatsApp jetzt Mitschriften der Befragungen der NSO-Verantwortlichen veröffentlicht, "damit Forschende und Journalisten sowie Journalistinnen die Gefahren untersuchen und am Schutz der Bevölkerung arbeiten können". Weitere Mitschriften des Gerichts sollen publik gemacht werden, sobald sie bereitstehen. NSO hat derweil noch einmal versichert, dass man dort weiter davon ausgeht, dass die eigene Spyware bei der Verbrechensbekämpfung hilft und "verantwortungsvoll eingesetzt wird". Dem widerspricht der Cybersicherheitsforscher John Scott-Railton, der bei der Aufdeckung der Praktiken geholfen hat. Auf X schreibt er: "Niemand mag Firmen, die Diktatoren helfen, Dissidenten zu hacken."
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